MaK V 90

Die Entwicklung der V 90 wurde durch MaK Kiel in enger Zusammenarbeit mit dem BZA München ausgeführt. Es entstand eine vierachsige Drehgestell-Lokomotive mit hydraulischer Kraftübertragung, die für die Deutsche Bundesbahn in 407 Exemplaren ausgeliefert wurde.

Die Versorgung des Luftwaffen-Material-Depots Mechernich sollte über ein bundeseigenes Privatgleis vom Bahnhof Mechernich aus erfolgen. Nach Fertigstellung des unterirdischen Lagerbereichs bei Strempt sollte 1972 der Betrieb aufgenommen werden. Eine eisenbahntechnische Herausforderung stellt jedoch der Zufahrtsstollen mit einem Gefälle von 4,2 % dar. Der Betrieb auf einer solchen Steilrampe erforderte den Einsatz eines Zugfahrzeuges, über das die Bundeswehr nicht verfügte. Mit der Deutschen Bundesbahn wurde vereinbart, eine bundeswehreigene Lok der Baureihe V 90 zu beschaffen. Diese Maschine wurde der Bundesbahn zur Nutzung, Betrieb und Unterhaltung übergeben. Als Gegenleistung wurde die Gewährleistung des Wagenladungsverkehrs zugesichert.

Bei der Beschaffung der V 90 waren wegen der eisenbahntechnischen Gegebenheiten der Untertageanlage des LwMat-Depot Mechernich neue Gesichtspunkte zu beachten. Alle Überlegungen, den Verkehr mit bundeswehreigenen Lokomotiven zu bewältigen, scheiterten an dem zu geringen Leistungsvermögen der bereits vorhandenen Fahrzeuge. Die wirtschaftlichste Lösung war anzustreben, so kam man zu den Überlegungen, das Fahrzeug zwar zu beschaffen, die Unterhaltung und den Betrieb aber in die Hände der DB zu übergeben. Gleichzeitig gestand man der DB den Gebrauch der Lok zu deren Zwecken zu.

Die DB erklärte die Diesellok der Baureihe 290 für den Verwendungszweck im Bw-Depot als geeignet. Preiserhebungen ergaben einen Beschaffungspreis von ca. 1,2 Mio. DM, was wiederum die Betriebswirtschaftler dazu bewegte, statt der Lok einen Zweiwege-Unimog zum Preis von 80.000 DM zum Verschieben der Waggons im Stollen vorzuschlagen. Dieses Ansinnen wurde jedoch im Hinblick auf die Realisierbarkeit eines betriebssicheren Zustellverkehrs verworfen. Zur Kostenreduzierung wurde vorgeschlagen, der von der DB in Beschaffung befindlichen Serienlieferung eine weitere Lokomotive für die Bw anzuhängen. Der dadurch zu entrichtende Preis sollte letztendlich 1,343 Mio. DM einschließlich Umsatzsteuer betragen.

Mit dem BZA München wurde am 21.02.1973 ein Vertrag über die Lieferung einer dieselhydraulischen Lokomotive, Baureihe 290 der DB abgeschlossen. Diese Lok sollte bis zum 31.08.1974 oder früher geliefert werden. Am 16.07.1974 fand bei der MaK Kiel die Übernahme der 290 999-2 durch BwB Koblenz und BZA München statt, der Maschine wurde keine Versorgungsnummer zugeordnet.

Mit der Übernahme begann ein neues Kapitel in der Geschichte der Bahnbürokratie und der Bundeswehrverwaltung. Aus einem Schreiben der BD Köln vom 19.11.1974 war zu erfahren, dass die Bundeswehr beabsichtige, das Triebfahrzeug der DB kostenfrei zu übereignen. Als Gegenleistung sollte sich die DB zur Bedienung des Gleisanschlusses Mechernich im Naturalausgleich verpflichten. Dabei wollte die Bundeswehr die Personalkosten übernehmen, die Unterhaltskosten sollten zu Lasten der DB gehen. Dieser Vorschlag führte zu einer mehr als zwanzigjährigen Verwaltungsschlacht in der nur Sankt Bürokratius Gewinne erzielen konnte. Erst nach der Umwandlung DB in die DBAG und einer schon routinemässigen Wiedervorlage erklärte sich die Deutsche Bahn AG rückwirkend zum 1. Januar 1996 mit der Übernahme der nun als 290 408-4 bezeichneten Lokomotive einverstanden.
Zum 04.01.2000 erhielt die ehemalige Bundeswehrlokomotive eine Revisions-Abnahme im Werk Chemnitz und stand als 294 408-0 im Dienste der Deutschen Bahn. Zwischenzeitlich wurde die Maschine - wie ihre Schwestermaschinen - einem Remotorisierungsprogramm im Werk Cottbus unterzogen, wobei sie einen MTU-Motor vom Typ 8V 4000 R41 erhalten hat. Als optisch markanteste Änderung ist die Maschine nun mit einem Umlaufgeländer ausgestattet. Seit diesem Umbau im Jahre 2008 ist die Maschine unter der Betriebsnummer 294 908-9 im Einsatz bei der inzwischen unter dem Namen DB Schenker Rail Deutschland AG firmierenden DB AG-Tochter.